Wasserstoff und grüne Chemie: Zukunft der Industrie

Wasserstoff und grüne Chemie

Stellen Sie sich vor: Ein einziger Industriestandort in Rheinfelden produziert jährlich 7.600 Tonnen Wasserstoff und beschäftigt 1.200 Menschen auf 40 Hektar. Diese beeindruckenden Zahlen verdeutlichen die Bedeutung von Wasserstoff und grüner Chemie für die Zukunft der Industrie. Die Energiewende steht vor der Tür, und Deutschland sowie die Niederlande setzen auf nachhaltige Produktion und erneuerbare Energien.

Der Weg zur Klimaneutralität ist geebnet: Bis 2030 soll der Standort Rheinfelden 5.000 Tonnen grünen Wasserstoff pro Jahr produzieren. Dies würde die CO2-Emissionen um 50.000 Tonnen jährlich reduzieren. Die Herausforderungen sind groß, aber die Chancen für eine nachhaltige Zukunft sind es auch.

Inhalt:

Wichtige Erkenntnisse

  • Deutschland und die Niederlande streben CO2-Neutralität an
  • Rheinfelden produziert aktuell 7.600 Tonnen Wasserstoff jährlich
  • Ziel: 5.000 Tonnen grüner Wasserstoff bis 2030
  • CO2-Einsparung von 50.000 Tonnen pro Jahr angestrebt
  • Forschungskooperationen fördern innovative Lösungen
  • Herausforderungen: Netzwerkkapazitäten und Technologieverfügbarkeit
  • Grüne Chemie als Schlüssel zur nachhaltigen Industrieproduktion

Einführung in die Bedeutung von Wasserstoff und grüner Chemie

Wasserstoff und grüne Chemie spielen eine zentrale Rolle bei der Dekarbonisierung der Industrieprozesse. In Deutschland werden jährlich rund 12,5 Milliarden Kubikmeter Wasserstoff in der chemischen Industrie eingesetzt. Bis 2045 wird erwartet, dass sich der Bedarf in der Grundstoffindustrie verachtfacht, um langfristige Klimaneutralität zu erreichen.

Die deutsche Nationale Wasserstoffstrategie konzentriert sich auf „grünen“ Wasserstoff, der durch Wasserelektrolyse mit erneuerbaren Energien erzeugt wird. Ziel ist es, bis 2030 zehn Gigawatt Elektrolysekapazität aufzubauen, was 30 bis 50 Prozent des nationalen Wasserstoffbedarfs decken soll.

Um die Zukunft der Industrieprozesse zu gestalten, plant die Bundesregierung den Aufbau eines über 11.000 Kilometer langen Wasserstoff-Kernnetzes bis 2032. Dieses soll wichtige Wasserstoffproduzenten mit Verbrauchern verbinden. Die bestehende Infrastruktur reicht für die zukünftigen Anforderungen der Wasserstoffwirtschaft nicht aus.

Die chemische Industrie steht vor der Herausforderung, innovative Lösungen für eine nachhaltige Produktion zu entwickeln. Technologieoffenheit ist entscheidend, um Kosten zu senken und die Dekarbonisierung voranzutreiben. Projekte wie Carbon2Chem in der Stahlindustrie und das Kopernikus-Projekt P2X im Chemiesektor zeigen, wie Forschung zur Klimaneutralität beitragen kann.

Die Rolle erneuerbarer Energien in der Wasserstoffproduktion

Erneuerbare Energien spielen eine entscheidende Rolle bei der Wasserstoffproduktion. Die Bundesregierung plant bis 2030 Elektrolyseure mit einer Leistung von 5 Gigawatt in Deutschland zu installieren. Dies soll etwa 20 bis 25% des heutigen fossilen Wasserstoffbedarfs abdecken.

Elektrolyse als Schlüsseltechnologie

Die Elektrolyse ist der Kernprozess für die Produktion von grünem Wasserstoff. Bei diesem Verfahren wird Wasser mithilfe von Strom in Wasserstoff und Sauerstoff zerlegt. Der Wirkungsgrad der Wasserstoffelektrolyse beträgt je nach Verfahren etwa 75%. Experten erwarten, dass die Effizienz von Elektrolyseuren in Zukunft auf 85% gesteigert werden kann.

Integration von Wind- und Solarenergie

Wind- und Solarenergie sind die Hauptquellen für die nachhaltige Wasserstofferzeugung. Durch die Nutzung dieser erneuerbaren Energien entsteht bei der Herstellung von grünem Wasserstoff kein CO₂ als schädliches Treibhausgas. Dies macht grünen Wasserstoff besonders klimaneutral, da er in großem Maßstab ohne fossile Rohstoffe produziert werden kann.

Herausforderungen bei der Skalierung

Die Skalierung der Wasserstoffproduktion bringt einige Herausforderungen mit sich. Deutschland plant, bis 2030 10 Gigawatt Elektrolyse-Kapazität aufzubauen, um rund 30 bis 50 Prozent des deutschen Wasserstoffbedarfs zu decken. Der Rest soll durch Importe abgedeckt werden. Hierfür wird eine Wasserstoff-Importstrategie entwickelt. Zudem müssen effiziente Transportmethoden für verschiedene Distanzen entwickelt werden.

Grüner Wasserstoff als Treiber der Energiewende

Grüner Wasserstoff spielt eine zentrale Rolle bei der Energiewende in Deutschland. Die Nutzung von Wasserstofftechnologien ermöglicht eine signifikante CO2-Reduktion in verschiedenen Industriezweigen. Besonders im Schwerlastverkehr zeigt sich das Potenzial: Ab 2030 sollen neue LKW und Busse 45 Prozent weniger CO2 ausstoßen, 2035 sogar 65 Prozent.

Die Brennstoffzellentechnologie gewinnt an Bedeutung. Tankstellen könnten pro verkauftem Kilo Wasserstoff Prämien von 12,50 Euro erhalten. Für LKW-Fahrer würde das Tanken mit acht bis neun Euro pro Kilo günstiger als Diesel, dank der höheren Energiedichte von Wasserstoff.

Deutschlands Ziel ist es, führend in der Entwicklung von Wasserstofftechnologien zu werden. Die Chemieindustrie, Stahlproduktion und der Verkehrssektor stehen im Fokus beim Umstieg auf grünen Wasserstoff. Aktuell sind etwa 20 der 150 Wasserstoff-Tankstellen in Deutschland für Schwerlastfahrzeuge geeignet, mit 20 weiteren in Planung.

Die Energiewende treibt auch Innovationen voran. Unternehmen wie Eternal Power, gegründet 2021 in Hamburg, spezialisieren sich auf erneuerbare Energien und Wasserstofftechnologien. Diese Entwicklungen zeigen: Grüner Wasserstoff ist ein Schlüsselfaktor für die Dekarbonisierung der Industrie und beschleunigt die Energiewende in Deutschland.

Wasserstoff und grüne Chemie: Synergien und Innovationen

Die Verbindung von Wasserstoff und grüner Chemie eröffnet neue Wege für eine nachhaltige Zukunft. Diese Synergie treibt Innovationen voran und schafft Lösungen für drängende Umweltprobleme.

Nachhaltige Chemikalienproduktion

Grüne Chemie revolutioniert die Herstellung von nachhaltigen Chemikalien. Unternehmen entwickeln umweltfreundliche Produktionsmethoden, die Ressourcen schonen und Abfälle minimieren. Diese Ansätze führen zu einer Kostenersparnis durch Ressourceneffizienz und stärken die Wettbewerbsfähigkeit.

Reduktion von CO2-Emissionen in der Industrie

Die CO2-Reduktion steht im Fokus der Industrie. Innovative Technologien wie CO2-Abscheidung und -Nutzung tragen dazu bei, die Emissionen zu senken. Grüner Wasserstoff spielt dabei eine Schlüsselrolle als sauberer Energieträger und Rohstoff für chemische Prozesse.

Neue Wertschöpfungsketten durch grüne Chemie

Grüne Chemie schafft neue Wertschöpfungsketten. Biobasierte Materialien, Recycling und Abfallmanagement eröffnen Geschäftsfelder. Unternehmen, die frühzeitig auf Nachhaltigkeit setzen, sichern ihre Zukunft. Sie entwickeln Produkte wie synthetisches Aviation Fuel und Biokunststoffe, die den Markt revolutionieren.

  • Entwicklung nachhaltiger Chemikalien und Materialien
  • Förderung von Recycling und Kreislaufwirtschaft
  • Nutzung von erneuerbaren Energien in der Produktion
  • Verbesserung des Energie- und Wassermanagements

Diese Innovationen positionieren die Chemieindustrie als Schlüsselakteur für eine nachhaltige Zukunft. Sie tragen zur Erfüllung gesetzlicher Vorgaben bei und steigern die Reputation der Unternehmen.

Deutsch-niederländische Kooperation im Bereich Wasserstoff

Deutschland und die Niederlande verstärken ihre internationale Zusammenarbeit im Bereich Wasserstoff. Beide Länder setzen ambitionierte Klimaziele: Deutschland strebt Klimaneutralität bis 2045 an, die Niederlande bis 2050. Um diese Ziele zu erreichen, bündeln sie ihre Kräfte in einer Forschungskooperation.

Ein Meilenstein dieser Kooperation ist der gemeinsame Förderaufruf „Electrochemical Materials and Processes for Green Hydrogen and Green Chemistry“ (ECCM). Mit einem Gesamtvolumen von 10 Millionen Euro unterstützen beide Länder Innovationen in der Wasserstofftechnologie.

Der ECCM-Aufruf zielt darauf ab, 5 bis 15 Verbundprojekte zu fördern. Jedes Projekt erhält bis zu fünf Millionen Euro. Die Forschungsschwerpunkte umfassen:

  • Wasserstoffproduktion durch Elektrolyse
  • Wasserstoffspeicherung
  • Power-to-X-Technologien
  • Elektro-Synthese
  • Elektrochemische Umwandlung

Die Kooperation erstreckt sich über die gesamte Innovationskette. Sie verbindet Forschung, Entwicklung und Anwendung. Dadurch entstehen neue Industriecluster und Wertschöpfungsketten im Wasserstoffsektor. Die Niederlande planen zudem, sich an der deutschen Initiative „H2Global“ zu beteiligen. Dies soll den Markthochlauf für grünen Wasserstoff beschleunigen.

Beide Länder wollen auch beim Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur zusammenarbeiten. Sie prüfen das Potenzial für neue hybride Offshore-Windparks in der Nordsee. Diese könnten grünen Strom für mehrere Länder liefern. Der Erfahrungsaustausch zu erfolgreichen Klimaschutzpraktiken wird intensiviert.

Forschungsförderung für elektrochemische Materialien und Prozesse

Die Forschungsförderung im Bereich elektrochemischer Materialien und Wasserstofftechnologien gewinnt zunehmend an Bedeutung. Deutschland und die Niederlande haben gemeinsam einen wichtigen Schritt in diese Richtung unternommen.

Der ECCM-Förderaufruf

Der ECCM-Förderaufruf, initiiert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, zielt auf innovative Forschungsprojekte ab. Mit einem Gesamtbudget von 10 Millionen Euro unterstützt er die Entwicklung von Grünem Wasserstoff und Grüner Chemie.

ECCM-Förderaufruf für elektrochemische Materialien

Ziele und Themenschwerpunkte

Der Förderaufruf konzentriert sich auf folgende Bereiche:

  • Wasserstoffproduktion durch Elektrolyse
  • Speicherung von Wasserstoff
  • Power-to-X-Technologien
  • Elektrosynthese
  • Materialien und Katalyse

Interdisziplinäre Projekte werden besonders gefördert. Die Einbindung von Partnern entlang der gesamten Innovationskette ist erwünscht.

Finanzielle Unterstützung und erwartete Projekte

Die Förderung pro Projekt beläuft sich auf 600.000 bis 2 Millionen Euro. Die Laufzeit beträgt 2 bis 4 Jahre. Es werden 5 bis 15 Verbundprojekte erwartet. Bevorzugt werden Kooperationen mit ausgewogenem Anteil deutscher und niederländischer Partner. Die Einreichungsfrist für Projektskizzen endet am 7. Februar 2023.

Diese Initiative unterstreicht das Bestreben Deutschlands, sich zur „Wasserstoffrepublik“ zu entwickeln und die Wasserstoffwirtschaft voranzutreiben. Sie bietet Forschungseinrichtungen, Universitäten und Unternehmen die Chance, an zukunftsweisenden Technologien mitzuwirken.

Power-to-X Technologien: Brücke zwischen Energie und Chemie

Power-to-X Technologien spielen eine zentrale Rolle bei der Energiespeicherung und Sektorenkopplung. Sie verbinden den Energiesektor mit der chemischen Industrie und ermöglichen die Herstellung nachhaltiger Energieträger. In Deutschland laufen aktuell etwa 30 Pilotprojekte im Bereich Power-to-Gas mit einer installierten Elektrolyse-Leistung von rund 25 Megawatt.

Die Umwandlung von erneuerbarem Strom in chemische Produkte bietet großes Potenzial für die Energiewende. Allerdings sind die Kosten für Power-to-X Technologien noch hoch und erfordern große Mengen erneuerbaren Stroms. Ein Beispiel für Bürgerengagement ist das „EFarm“ Projekt in Nordfriesland, an dem 2300 Anwohner mit einem Eigenkapital von 3,15 Millionen Euro beteiligt sind.

Studien zeigen vielversprechende Importmöglichkeiten für Power-to-X Produkte. Grünes Ammoniak, Methanol und Kerosin aus Brasilien, Kolumbien und Australien weisen günstige Bedingungen auf. Für gasförmigen grünen Wasserstoff könnten Südeuropa oder Nordafrika als Importquellen dienen, sofern Pipelines für den Transport etabliert werden.

Die Zukunft von Power-to-X Technologien in Deutschland hängt von der Weiterentwicklung und Kostenreduktion ab. Experten gehen davon aus, dass Deutschland nicht den gesamten Bedarf national decken kann und künftig auf Importe angewiesen sein wird. Diese Technologien bilden eine wichtige Brücke zwischen Energie und Chemie und treiben die Energiewende voran.

Herausforderungen bei der Wasserstoffspeicherung und -transport

Die Wasserstoffspeicherung und der Wasserstofftransport stellen wichtige Aspekte für die Zukunft der Energiewende dar. Um eine flächendeckende Nutzung von Wasserstoff zu ermöglichen, müssen effiziente Lösungen für diese Herausforderungen gefunden werden.

Technische Lösungsansätze

Für die Wasserstoffspeicherung bieten unterirdische Speicher in porösen Gesteinsformationen großes Potenzial. Salzkavernen und erschöpfte Öl- und Gasreservoire könnten genutzt werden, um Wasserstoff im großen Maßstab zu lagern. Diese Methode ermöglicht die Speicherung überschüssiger erneuerbarer Energie in Form von Wasserstoff für Zeiten hoher Nachfrage.

Infrastrukturentwicklung

Der Aufbau einer flächendeckenden Infrastruktur für Wasserstofftransport und -speicherung ist entscheidend. Dazu gehören Pipelines, Tanklager und Verteilstationen. Die Entwicklung dieser Infrastruktur erfordert erhebliche Investitionen und eine enge Zusammenarbeit zwischen Industrie und Politik.

Sicherheitsaspekte

Die Sicherheit bei der Handhabung und dem Transport von Wasserstoff hat oberste Priorität. Spezielle Sicherheitsvorschriften und Schulungen für das Personal sind notwendig. Zudem müssen technische Lösungen entwickelt werden, um Lecks frühzeitig zu erkennen und Unfälle zu vermeiden.

Für eine erfolgreiche Umsetzung der Wasserstoffstrategie ist interdisziplinäre Forschung unerlässlich. Experten aus den Bereichen Reservoirtechnik, Chemie, Geologie und Mikrobiologie müssen zusammenarbeiten, um die Herausforderungen bei der Wasserstoffspeicherung und dem -transport zu meistern und eine sichere und effiziente Nutzung zu gewährleisten.

Bioökonomie und Circular Economy in der grünen Chemie

Die Bioökonomie gewinnt in der grünen Chemie zunehmend an Bedeutung. Sie umfasst verschiedene Sektoren wie Automobil, Bau, Chemie und Textilien. In Deutschland trägt die chemische Industrie wesentlich zur Defossilisierung bei und spielt eine Schlüsselrolle bei der Energiewende.

Die Circular Economy fördert die Ressourceneffizienz und reduziert Abfälle. Der VDI unterstützt Transformationsprozesse in der Chemie- und Energiebranche durch Richtlinien zu Power-to-X-Technologien, Energiemanagement und kreislauforientierter Produktentwicklung.

Ein Beispiel für nachhaltige Produktion ist das Projekt „GreenToxiConomy“. Es untersucht biobasierte Stoffe auf Umweltverträglichkeit. Biotenside und Pflanzenschutz-Mikrogelbehälter aus bakteriellen oder pilzlichen Rohstoffen zeigten vielversprechende Ergebnisse.

  • Computergestützte Voraussagen und Laborversuche wurden kombiniert
  • Tests an Regenwürmern, Springschwänzen, Wasserflöhen und Zebrafischembryonen
  • Biotenside und Mikrogele erwiesen sich als umweltfreundlich

Die EU plant, Ökotoxikologie in zukünftige Pläne zur biobasierten Produktentwicklung einzubinden. Dies unterstreicht die wachsende Bedeutung der Bioökonomie für eine nachhaltige Zukunft der chemischen Industrie.

Auswirkungen auf die deutsche und europäische Industrie

Die Industrietransformation hin zu einer CO2-neutralen Produktion prägt die Zukunft Deutschlands und Europas. Studien zeigen, dass eine Treibhausgasreduktion von mindestens 95 Prozent für den europäischen Industriesektor bis 2050 möglich ist. Diese Entwicklung eröffnet neue Chancen für Arbeitsplätze und Innovationen.

Der Strombedarf in der Industrie könnte von gut 1.000 TWh in 2019 auf 1500 bis 1850 TWh in 2050 ansteigen. Gleichzeitig wird die Nachfrage nach Wasserstoff 2050 zwischen 1350 und 1800 TWh betragen. Diese Zahlen verdeutlichen den enormen Bedarf an CO2-neutralem Wasserstoff und Strom für eine klimafreundliche Industrieproduktion.

Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen und europäischen Industrie wird durch die Vorreiterrolle in Wasserstofftechnologien und grüner Chemie gestärkt. Unternehmen wie Bosch investieren bis 2030 500 Millionen Euro in die Wasserstoff-Technologie, mit einem erwarteten globalen Marktvolumen von 14 Milliarden Euro.

  • Bis 2030 sollen 42% des eingesetzten Wasserstoffs in der Industrie erneuerbar sein
  • Projektionen für den Wasserstoffbedarf in der Chemieindustrie variieren zwischen 30 – 50 TWh im Jahr 2030
  • In der Stahlindustrie wird ein Anstieg des Wasserstoffverbrauchs auf 13 bis 20 TWh im Jahr 2030 erwartet

Diese Entwicklungen zeigen, dass die Industrietransformation nicht nur ökologische Vorteile bringt, sondern auch wirtschaftliche Chancen eröffnet. Innovationen in der Wasserstofftechnologie und grünen Chemie sichern Arbeitsplätze und fördern die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Europa.

Zukunftsperspektiven: Das Energiesystem Europas 2050

Das Energiesystem 2050 in Europa steht vor großen Veränderungen. Prognosen zeigen einen stark steigenden Energiebedarf, besonders in der Industrie. Experten rechnen mit einem Strombedarf von 1500 bis 1850 TWh bis 2050. Die Wasserstoffnachfrage könnte zwischen 1350 und 1800 TWh liegen.

Prognosen für Strom- und Wasserstoffbedarf

Ein White Paper des TransHyDE-Projekts ermittelte einen Mindestbedarf von 700 TWh gasförmigen Wasserstoff für Europa und Großbritannien in 2050. Diese Zahlen verdeutlichen die Dringlichkeit, das Energiesystem umzugestalten.

Rolle der CO2-neutralen Industrieproduktion

Die CO2-neutrale Produktion spielt eine Schlüsselrolle in den Zukunftsszenarien. Die chemisch-pharmazeutische Industrie strebt an, bis 2045 in Deutschland klimaneutral zu werden. Dies erfordert massive Investitionen und technologische Innovationen.

Mögliche Szenarien und Herausforderungen

Verschiedene Zukunftsszenarien werden diskutiert:

  • Verlagerung energieintensiver Produktionsschritte ins Ausland
  • Ausbau von Strom- und Wasserstoffnetzen zur Kosteneinsparung
  • Entwicklung neuer Technologien wie CAFIPLA für Bioabfälle

Eine Herausforderung bleibt die Kostenoptimierung des Energiesystems. Modellierungen mit METIS helfen, effiziente Lösungen zu finden. Der Umbau des Energiesystems bietet trotz Herausforderungen große Chancen für Innovation und Nachhaltigkeit.

Internationale Zusammenarbeit und globale Lieferketten

Die Entwicklung globaler Lieferketten für grünen Wasserstoff steht im Fokus internationaler Kooperationen. Deutschland plant bis 2030 den Aufbau von 10 Gigawatt Elektrolyse-Kapazität, um 30 bis 50 Prozent des eigenen Wasserstoff-Bedarfs zu decken. Für den Rest setzt die Bundesrepublik auf Wasserstoffimport und schmiedet wichtige Partnerschaften.

Mit Australien arbeitet Deutschland seit 2020 an einer Wasserstoff-Partnerschaft. Die Initiative HyGATE startete 2023 mit vier Projekten. Auch Kanada ist ein wichtiger Partner: Seit 2022 fördern beide Länder vier Verbundprojekte zum Thema Grüner Wasserstoff mit 2,5 Millionen Euro. Ein Wasserstoffabkommen soll eine transatlantische Lieferkette aufbauen.

Der Technologietransfer wird durch vielfältige Programme vorangetrieben. Mit Neuseeland fördert Deutschland drei Forschungsprojekte mit 1,2 Millionen Euro. Der ECCM-Förderaufruf unterstützt Projekte zwischen Deutschland und den Niederlanden. Beide Länder investieren je fünf Millionen Euro, um fünf bis 15 Verbundprojekte anzustoßen. Ziel ist es, Deutschland zu einem weltweit führenden Hersteller von Wasserstofftechnologien zu machen und den Aufbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft zu beschleunigen.

FAQ

Warum sind Wasserstoff und grüne Chemie so wichtig für eine klimaneutrale Wirtschaft?

Grüner Wasserstoff und grüne Chemie ermöglichen die Dekarbonisierung von Industrieprozessen, die schwer zu elektrifizieren sind. Sie spielen eine Schlüsselrolle bei der Reduzierung von CO2-Emissionen und der Erreichung von Klimaneutralität in den Bereichen Energie und Chemie.

Wie sieht die Zusammenarbeit zwischen Deutschland und den Niederlanden auf diesem Gebiet aus?

Deutschland und die Niederlande haben eine gemeinsame Förderinitiative ECCM gestartet, um Kompetenzen zu bündeln und hochinnovative Lösungen für Wasserstoff und grüne Chemie zu entwickeln. Der Fokus liegt auf der gesamten Innovationskette von der Forschung bis zu Endnutzern.

Welche Rolle spielt die Elektrolyse bei der Herstellung von grünem Wasserstoff?

Die Elektrolyse ist der Kernprozess für die Produktion von grünem Wasserstoff. Dabei wird Wasser mithilfe von erneuerbarem Strom in Wasserstoff und Sauerstoff gespalten. Die Integration von Wind- und Solarenergie ist entscheidend für eine nachhaltige Wasserstofferzeugung.

Wie können Power-to-X-Technologien zur Dekarbonisierung beitragen?

Power-to-X-Technologien ermöglichen die Umwandlung von erneuerbarem Strom in chemische Energieträger und Produkte. Sie verknüpfen den Energiesektor mit der chemischen Industrie und bieten Möglichkeiten zur nachhaltigen Herstellung von Chemikalien und Kraftstoffen aus grünem Wasserstoff.

Welche Herausforderungen bestehen bei der Wasserstoffspeicherung und dem -transport?

Die effiziente Speicherung und der sichere Transport von Wasserstoff stellen Herausforderungen dar. Es müssen geeignete Technologien und eine flächendeckende Infrastruktur entwickelt werden, die auch Sicherheitsaspekte bei der Handhabung von Wasserstoff berücksichtigen.

Wie kann die Bioökonomie zur grünen Chemie beitragen?

Die Integration von Bioökonomie-Konzepten in die grüne Chemie fördert die Kreislaufwirtschaft und die Ressourceneffizienz. Biobasierte Prozesse und Produkte können fossile Rohstoffe ersetzen und zu einer nachhaltigen Produktion in der chemischen Industrie beitragen.

Welche Auswirkungen haben Wasserstoff und grüne Chemie auf die Industrie?

Die Transformation der Industrie hin zu CO2-neutraler Produktion mithilfe von Wasserstoff und grüner Chemie bietet Chancen für neue Arbeitsplätze und Innovationen. Gleichzeitig kann eine Vorreiterrolle auf diesem Gebiet die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie stärken.

Wie sieht das Energiesystem Europas im Jahr 2050 aus?

Prognosen gehen von einem stark erhöhten Strombedarf in der Industrie und einer hohen Wasserstoffnachfrage bis 2050 aus. Die CO2-neutrale Industrieproduktion wird eine zentrale Rolle spielen. Modellierungen dienen der Kostenoptimierung des zukünftigen Energiesystems.

Warum sind internationale Kooperationen wichtig für Wasserstoff und grüne Chemie?

Der Aufbau globaler Lieferketten für grünen Wasserstoff erfordert internationale Zusammenarbeit. Deutschland benötigt Partner wie die Niederlande für den Import von grünem Wasserstoff aus Regionen mit hohem Angebot erneuerbarer Energien. Kooperationen fördern den Technologietransfer und Synergien.