Die Landwirtschaft in Deutschland nutzt über 50% der Landesfläche und spielt eine entscheidende Rolle für den Erhalt der biologischen Vielfalt. Biodiversität in der Landwirtschaft umfasst alle Lebewesen in ihren verschiedenen Lebensräumen: im Boden, im Wasser und auf dem Land. Sie beinhaltet Artenvielfalt, genetische Vielfalt und die Vielfalt der Lebensgemeinschaften.
Traditionelle landwirtschaftliche Praktiken haben im Laufe der Zeit ein großes Reservoir biologischer Vielfalt geschaffen. Die ökologische Landwirtschaft fördert diese Vielfalt, während intensive Bewirtschaftungsmethoden sie gefährden können. Der Umweltschutz in der Landwirtschaft ist daher von großer Bedeutung für den Erhalt der Artenvielfalt.
Grünlandstandorte gehören mit 52 Prozent des Artenbestandes Deutschlands zu den artenreichsten Biotopen Mitteleuropas. Rund 40 Prozent aller in Deutschland gefährdeten Farn- und Blütenpflanzen kommen im Grünland vor. Diese Zahlen verdeutlichen die Wichtigkeit des Schutzes und der Förderung der Biodiversität in der Landwirtschaft.
Wichtige Erkenntnisse
- Über 50% der Landesfläche Deutschlands wird landwirtschaftlich genutzt
- Grünlandstandorte beherbergen 52% des Artenbestandes Deutschlands
- 40% der gefährdeten Farn- und Blütenpflanzen kommen im Grünland vor
- Ökologische Landwirtschaft fördert die Artenvielfalt
- Intensive Landwirtschaft kann die Biodiversität gefährden
- Der Schutz der Biodiversität ist entscheidend für nachhaltigen Umweltschutz
Was ist Biodiversität in der Landwirtschaft?
Biodiversität in der Landwirtschaft, auch Agrobiodiversität genannt, umfasst alle Lebewesen, die zur Nahrungsmittelproduktion beitragen. Sie ist ein wichtiger Bestandteil der biologischen Vielfalt und spielt eine zentrale Rolle für nachhaltige Anbaumethoden.
Definition und Umfang der Agrobiodiversität
Agrobiodiversität beinhaltet gezüchtete Pflanzensorten, Nutztierrassen und wildlebende Arten. Sie ist entscheidend für die Ernährungssicherheit und die Anpassungsfähigkeit an Umweltveränderungen. Leider ist in den letzten Jahrzehnten weltweit ein Rückgang der biologischen Vielfalt zu verzeichnen.
Drei Säulen der biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft
Die Agrobiodiversität basiert auf drei Säulen:
- Artenvielfalt
- Genetische Vielfalt
- Vielfalt der Ökosysteme
Diese Vielfalt ist grundlegend für die langfristige Produktivität der Landwirtschaft.
Bedeutung für zukünftige Generationen
Die Erhaltung der Agrobiodiversität ist für künftige Generationen von großer Bedeutung. Sie sichert die Anpassungsfähigkeit von Nutzpflanzen und -tieren an sich ändernde Umweltbedingungen. Die Bundesregierung strebt eine nachhaltigere landwirtschaftliche Produktion an, um die Kulturlandschaft und biologische Vielfalt zu erhalten.
Die Rolle der Landwirtschaft als Flächennutzer
Die Landwirtschaft prägt die deutsche Agrarlandschaft maßgeblich. Über 50 Prozent der Fläche Deutschlands werden landwirtschaftlich genutzt. Diese intensive Flächennutzung hat weitreichende Auswirkungen auf die biologische Vielfalt.
In Natura 2000-Gebieten, die besonderen Naturschutz genießen, werden 39 Prozent landwirtschaftlich bewirtschaftet. Dies zeigt die enge Verflechtung von Landnutzung und Naturschutz. Außerhalb dieser Schutzgebiete finden sich ebenfalls extensiv genutzte Flächen, die zur Erhaltung der Biodiversität beitragen.
Die Bedeutung der Landwirtschaft für den Artenschutz wird durch folgende Zahlen unterstrichen:
- 13 Prozent der gefährdeten Lebensraumtypen Deutschlands sind von speziellen landwirtschaftlichen Bewirtschaftungsformen abhängig.
- Mehr als 60 Prozent der landwirtschaftlichen Nutztierrassen sind vom Aussterben bedroht.
- Mais, Weizen und Reis stellen 50 Prozent der Nahrungsgrundlage der Weltbevölkerung dar.
Diese Statistiken verdeutlichen den Einfluss der Flächennutzung auf die Artenvielfalt. Sie zeigen, dass die Landwirtschaft eine Schlüsselrolle beim Schutz der Biodiversität spielt. Eine nachhaltige Bewirtschaftung der Agrarlandschaft ist daher unerlässlich für den Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen.
Ökosysteme und Landwirtschaft: Eine symbiotische Beziehung
Landwirtschaft und Ökosysteme stehen in einer engen Verbindung. Gesunde Ökosysteme bieten der Landwirtschaft wichtige Ökosystemleistungen. Diese umfassen fruchtbare Böden, Bestäuber und natürliche Schädlingsbekämpfung. Die Landwirtschaft profitiert von diesen natürlichen Prozessen und kann gleichzeitig zur Erhaltung der biologischen Vielfalt beitragen.
Natürliche Prozesse im Gleichgewicht
Ein ausgewogenes Ökosystem unterstützt die landwirtschaftliche Produktion. Vielfältige Pflanzen- und Tierarten tragen zur Stabilität bei. Sie erhöhen die Widerstandsfähigkeit gegen Krankheiten und Klimawandel. Diversifizierte Anbausysteme und Fruchtfolgen sind wichtige Elemente einer nachhaltigen Landwirtschaft.
Belebte Böden und ihre Bedeutung
Die Bodenfruchtbarkeit ist entscheidend für die Landwirtschaft. Bodenorganismen wie Regenwürmer, Bakterien und Pilze bauen organisches Material ab. Sie verbessern die Bodenstruktur und fördern das Pflanzenwachstum. Ein gesunder Boden speichert Wasser und Nährstoffe besser. Dies unterstützt stabile Erträge und reduziert den Bedarf an künstlichen Düngemitteln.
Bestäuber und Nützlinge in der Landwirtschaft
Bestäuber wie Bienen sind unverzichtbar für viele Kulturpflanzen. Sie sichern Erträge und Qualität von Obst und Gemüse. Nützlinge wie Marienkäfer helfen bei der natürlichen Schädlingskontrolle. Der Schutz dieser Arten ist wichtig für eine nachhaltige Landwirtschaft. Blühstreifen und vielfältige Landschaftsstrukturen bieten ihnen Lebensräume.
Herausforderungen für die Biodiversität in der modernen Landwirtschaft
Die Intensivierung der Landwirtschaft stellt eine große Bedrohung für die Artenvielfalt dar. In den letzten Jahrzehnten hat sich die Landwirtschaft drastisch verändert. Ein Landwirt versorgt heute etwa 140 Menschen, während es in den 1950er Jahren nur zehn waren.
Diese Entwicklung geht mit einem erhöhten Einsatz von Pflanzenschutzmitteln einher. Der verstärkte Gebrauch dieser Mittel verdrängt die natürliche Vegetation und trägt zum Artenverlust bei. Besonders betroffen sind Insekten und Vögel, die in monotonen Landschaften kaum Lebensräume finden.
Die Intensivierung zeigt sich auch in der Betriebsstruktur:
- Die durchschnittliche Betriebsgröße stieg von 28,8 ha (1993) auf 63,2 ha (2020)
- In Brandenburg beträgt die durchschnittliche Größe sogar 242 ha
- Jährlich sinkt die Anzahl der Betriebe um etwa 3%
Um dem Artenverlust entgegenzuwirken, sind Projekte wie F.R.A.N.Z. entstanden. Auf zehn Demonstrationsbetrieben werden Maßnahmen erprobt, die Biodiversität und wirtschaftlichen Erfolg vereinen sollen. Dazu gehören Blühstreifen und Käferwälle, die Insekten und Vögeln neue Lebensräume bieten.
Natura 2000-Gebiete und landwirtschaftliche Nutzung
Natura 2000 spielt eine wichtige Rolle für den Naturschutz in Deutschland. Diese Schutzgebiete umfassen 15,4% der Landesfläche und beherbergen wertvolle Lebensräume für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten. Interessanterweise wird ein beträchtlicher Teil dieser Flächen landwirtschaftlich genutzt.
EU-Vorgaben und Naturschutzverpflichtungen
In Natura 2000-Gebieten gelten besondere Naturschutzverpflichtungen nach EU-Vorgaben. 932.618 Hektar landwirtschaftliche Fläche sind als FFH-Gebiete ausgewiesen. Das entspricht 5,6% der deutschen Agrarfläche. Grünland macht dabei mit 739.156 Hektar den größten Anteil aus.
Die Bewirtschaftung in Natura 2000-Gebieten unterliegt den Regeln der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP). Diese werden alle sieben Jahre überarbeitet und beeinflussen den Umwelt- und Biodiversitätsschutz. Landwirte stehen vor der Herausforderung, wirtschaftlich zu arbeiten und gleichzeitig Naturschutzziele zu erfüllen.
Extensiv genutzte Flächen außerhalb von Schutzgebieten
Auch außerhalb der Schutzgebiete gibt es extensiv genutzte Flächen mit hoher biologischer Vielfalt. Diese Gebiete sind wichtig für den Erhalt gefährdeter Arten und Lebensräume. Extensive Landwirtschaft fördert die Artenvielfalt und schont natürliche Ressourcen.
Förderprogramme unterstützen die Zusammenarbeit zwischen Landwirtschaft und Naturschutz. Etwa 10% der Acker- und Grünlandflächen in Natura 2000-Gebieten sollten als ökologische Vorrangflächen dienen. Diese Maßnahmen tragen dazu bei, die Biodiversität in der Agrarlandschaft zu erhalten und zu fördern.
Der Zielkonflikt zwischen Ökonomie und Naturschutz
Die Landwirtschaft steht vor einer großen Herausforderung. Einerseits muss sie wirtschaftlich arbeiten, andererseits soll sie die Natur schützen. Dieser Zielkonflikt zeigt sich deutlich in der Praxis.
Landwirte streben nach Wirtschaftlichkeit und Wettbewerbsfähigkeit. Sie müssen hohe Erträge erzielen, um am Markt bestehen zu können. Dies führt oft zu intensiveren Anbaumethoden und größeren Ackerflächen.
Der Naturschutz leidet unter dieser Entwicklung. Seit den 1960er Jahren hat der Pestizideinsatz stark zugenommen. 1970 wurden 17.000 Tonnen pro Jahr eingesetzt, 2008 waren es schon 43.000 Tonnen. Die Folgen sind drastisch:
- 51% der gefährdeten Arten haben seit 1998 abgenommen
- 41% der heimischen Wildbienenarten sind gefährdet
- 30% der Tagschmetterlinge auf Grünland sind seltener geworden
Die Intensivierung der Landwirtschaft hat zwar zu einer Verdreifachung der Weizenerträge geführt. Doch der Preis dafür ist hoch. Viele Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht. Es braucht neue Lösungen, um Wirtschaftlichkeit und Naturschutz in Einklang zu bringen.
Veränderungen in der Kulturlandschaft und ihre Auswirkungen
Die Kulturlandschaft in Deutschland hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Dieser Wandel bringt tiefgreifende Folgen für die Artenvielfalt mit sich.
Flurbereinigung und Schlaggrößen
Die Flurbereinigung hat zu größeren Schlaggrößen geführt. Dadurch sind viele Lebensräume für wilde Arten verschwunden. Feldsäume, Feldraine und Feldgehölze gibt es kaum noch. Diese Veränderungen haben dramatische Auswirkungen:
- Rückgang der Agrarvögel um 52% von 1980 bis 2000
- Abnahme der Insektenbiomasse um 76% in Schutzgebieten
- Ein Drittel der Wildpflanzen auf Äckern gilt als gefährdet
Verlust von Landschaftselementen
Traditionelle Elemente der Kulturlandschaft wie Streuobstwiesen, Hecken und artenreiche Wiesen sind selten geworden. Diese Monotonisierung der Landschaft hat gravierende Folgen für die Biodiversität. Viele Arten finden keine geeigneten Lebensräume mehr.
Eutrophierung und ihre Folgen
Die zunehmende Eutrophierung durch Stickoxide und intensive Düngung führt zu nährstoffreicheren Standorten. Dies schadet Arten, die an nährstoffarme Bedingungen angepasst sind. Hohe Düngegaben verursachen einen Verlust der Artenvielfalt. Um den Artenverlust zu stoppen, ist eine naturverträgliche Landbewirtschaftung nötig.
Biodiversität in der Landwirtschaft: Bedeutung für Bodenfruchtbarkeit
Die Bodenfruchtbarkeit spielt eine zentrale Rolle in der Landwirtschaft. Sie hängt eng mit der Vielfalt der Bodenorganismen zusammen. Diese kleinen Lebewesen sind die wahren Helden unserer Äcker und Wiesen.
Regenwürmer, Springschwänze und Milben arbeiten unermüdlich im Boden. Sie zersetzen Pflanzenreste und Wurzeln. Bakterien und Pilze unterstützen diesen Prozess. Das Ergebnis ist fruchtbare Erde, reich an Nährstoffen.
Der Vorgang ähnelt der Kompostierung im Garten. Je vielfältiger die Bodenlebewesen, desto besser die Bodenfruchtbarkeit. Leider führt intensive Landwirtschaft oft zu einem Rückgang dieser Vielfalt.
Zahlen belegen die Bedeutung gesunder Böden:
– 95% unserer Nahrung hängt von gesunden Böden ab
– Ein Prozent mehr organische Substanz könnte 14,7 Milliarden Euro pro Jahr bringen
– Bodenorganismen wandeln bis zu 15 Tonnen organische Substanz pro Hektar in Humus um
Experten fordern klare Richtlinien zum Schutz der Bodenbiodiversität. Sie diskutieren über neue Gesetze auf EU- und Bundesebene. Ziel ist es, die Bodenfruchtbarkeit langfristig zu erhalten und zu verbessern.
Globalisierung und ihre Auswirkungen auf die Artenvielfalt
Die Globalisierung hat tiefgreifende Folgen für die Artenvielfalt weltweit. Der zunehmende internationale Handel und Reiseverkehr führen zur Verbreitung gebietsfremder Arten in neue Ökosysteme.
Verbreitung gebietsfremder Arten
Durch den globalen Warenverkehr gelangen Pflanzen und Tiere in Regionen, die sie auf natürlichem Wege nie erreicht hätten. Diese Neuankömmlinge können das ökologische Gleichgewicht empfindlich stören.
Invasive Pflanzen und Konkurrenz
Einige dieser eingeschleppten Arten entwickeln sich zu invasiven Arten. Sie vermehren sich unkontrolliert und verdrängen heimische Pflanzen. Der Riesen-Bärenklau und das Springkraut sind Beispiele für solche aggressiven Neophyten.
Die Auswirkungen der Globalisierung auf die Artenvielfalt sind gravierend:
- Etwa eine Million Tier- und Pflanzenarten sind vom Aussterben bedroht
- Invasive Fremdarten zählen zu den Hauptursachen für den Biodiversitätsverlust
- 70% der gefährdeten Arten auf der Roten Liste sind bei erhöhter Stickstoffbelastung kaum konkurrenzfähig
Um diesem Trend entgegenzuwirken, fordert die EU-Biodiversitätsstrategie für 2030, dass 30% des EU-Gebiets aus Naturgebieten bestehen sollen. Dies soll helfen, die Artenvielfalt zu schützen und die negativen Folgen der Globalisierung einzudämmen.
Genetische Vielfalt in Nutzpflanzen und Nutztieren
Die genetische Vielfalt in Kulturpflanzen und Nutztierrassen ist von großer Bedeutung für die Landwirtschaft. Doch diese Vielfalt ist bedroht. Von über 7.000 weltweit genutzten Kulturpflanzenarten machen Mais, Weizen und Reis 50% der Nahrungsgrundlage aus. Mehr als 90% aller landwirtschaftlich genutzten Pflanzen sind bereits verschwunden.
Bei Nutztierrassen sieht es ähnlich aus. Die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) stuft einheimische Nutztierrassen in Gefährdungskategorien ein. Bis 2016 waren 559 von 6.190 landwirtschaftlich genutzten Tierrassen ausgestorben. Mindestens 1.000 Rassen sind weiterhin bedroht.
Die genetische Vielfalt ist entscheidend für die Anpassungsfähigkeit an Umweltveränderungen und die langfristige Ernährungssicherheit. Um dem Verlust entgegenzuwirken, wurde die Deutsche Genbank landwirtschaftlicher Nutztiere gegründet. Sie bewahrt genetisches Material gefährdeter einheimischer Nutztierrassen auf.
Auch die EU unterstützt die Erhaltung der genetischen Vielfalt bei Nutztieren durch Zahlungen im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft fördert zusätzlich Projekte zur Erhaltung und nachhaltigen Nutzung der genetischen Vielfalt in Kulturpflanzen und Nutztierrassen.
Maßnahmen zum Schutz der Biodiversität in der Landwirtschaft
Die Landwirtschaft spielt eine entscheidende Rolle beim Schutz der Biodiversität. Verschiedene Programme und Fördermaßnahmen unterstützen Landwirte bei der Umsetzung biodiversitätsfördernder Praktiken.
Greening in der Gemeinsamen Agrarpolitik
Das Greening der GAP verpflichtet Landwirte zu Umweltauflagen. Dazu gehören die Einhaltung von Fruchtfolgen, der Erhalt von Dauergrünland und die Anlage ökologischer Vorrangflächen. Diese Maßnahmen fördern die Artenvielfalt auf landwirtschaftlichen Flächen.
ELER-Förderung für Biodiversitätsmaßnahmen
Der ELER-Fonds der EU unterstützt Landwirte bei der Extensivierung ihrer Flächen. Bis 2030 soll der Anteil des Ökolandbaus in Deutschland auf 30 Prozent steigen. Dies leistet einen wichtigen Beitrag zum Insektenschutz und zur Stärkung der biologischen Vielfalt.
Vertragsnaturschutz auf landwirtschaftlichen Flächen
Im Rahmen des Vertragsnaturschutzes vergeben Kreise und Städte Aufgaben zum Artenschutz an Landwirte. Diese beinhalten spezifische Bewirtschaftungsauflagen sowie den Verzicht auf Pflanzenschutzmittel und Düngung. Mehr als 35.000 Öko-Betriebe in Deutschland setzen bereits bienenfreundliche Maßnahmen um.
Das BMEL fördert zudem 16 Forschungsvorhaben zum Schutz von Bestäuberinsekten mit rund 12 Millionen Euro. Diese Projekte entwickeln innovative Verfahren zur Förderung der Biodiversität in Agrarlandschaften.
Nachhaltige Anbaumethoden zur Förderung der Artenvielfalt
Nachhaltige Landwirtschaft spielt eine entscheidende Rolle für den Erhalt der Artenvielfalt. Mischkulturen sind ein wichtiger Bestandteil dieser Anbaumethode. Sie verhindern Ertragsausfälle und fördern gleichzeitig die Biodiversität. Durch den Anbau verschiedener Pflanzenarten auf einer Fläche wird die Bodenqualität verbessert und das Risiko von Schädlingsbefall reduziert.
Regionale Sorten tragen ebenfalls zur Stärkung der Artenvielfalt bei. Diese Pflanzensorten sind oft besser an lokale Bedingungen angepasst und zeigen eine höhere Leistungsfähigkeit auf weniger fruchtbaren Böden. Im Gegensatz dazu führt der Einsatz von Hochertragssorten in der konventionellen Landwirtschaft oft zu einem Verlust der Biodiversität.
Die Förderung nachhaltiger Anbaumethoden bietet langfristige Einkommensmöglichkeiten für die ländliche Bevölkerung. Zudem tragen sie zur Anpassung an den Klimawandel bei. Durch den reduzierten Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden wird das Bodenleben geschont und die Gewässerqualität verbessert.
- Mischkulturen fördern die Artenvielfalt
- Regionale Sorten sind besser an lokale Bedingungen angepasst
- Nachhaltige Landwirtschaft schützt Boden und Gewässer
Der Erhalt von Strukturelementen wie Hecken, Brachen und Kleingewässern ist ein weiterer wichtiger Aspekt nachhaltiger Landwirtschaft. Diese Elemente bieten Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten und tragen so zum Schutz der Biodiversität bei.
Die Bedeutung von Grünland für die Biodiversität
Grünland spielt eine zentrale Rolle für die Artenvielfalt in Deutschland. Ein Drittel der landwirtschaftlich genutzten Fläche besteht aus Dauergrünland, also Wiesen und Weiden. Diese Flächen sind wahre Hotspots der Biodiversität.
Extensiv bewirtschaftetes Grünland zeichnet sich durch einen besonderen Artenreichtum aus. Hier finden sich vielfältige Pflanzengesellschaften und seltene Tierarten. Im Gegensatz dazu weisen intensiv genutzte Flächen nur eine geringe Artenvielfalt auf.
Leider ist der Bestand an Grünland in Deutschland rückläufig. Seit 1990 ging die Fläche um fast 600.000 Hektar zurück. Gründe dafür sind die Umwandlung in Ackerland und Bebauung. Diese Entwicklung hat massive Auswirkungen auf die Biodiversität:
- Über 80% der Grünlandbiotoptypen sind in einem schlechten Zustand
- 30% gelten als von vollständiger Vernichtung bedroht
- Weniger als 10% der EU-rechtlich geschützten Grünland-Lebensraumtypen sind in einem günstigen Zustand
Um den Artenreichtum zu erhalten, werden verschiedene Maßnahmen ergriffen. Dazu gehören Agrarumweltprogramme und der Vertragsnaturschutz. Ziel ist es, die extensive Bewirtschaftung von Grünland zu fördern und so die Biodiversität zu schützen.
Grünland hat zudem eine wichtige Funktion für den Klimaschutz. Es speichert deutlich mehr Kohlenstoff als Ackerland und trägt zur Bodenbildung bei. Artenreiches Grünland ist dabei besonders effektiv. Es zeigt sich: Der Schutz von Grünland ist nicht nur für die Artenvielfalt, sondern auch für den Klimaschutz von großer Bedeutung.
Fazit
Der Biodiversitätsschutz in der Landwirtschaft steht vor großen Herausforderungen. In Deutschland zeigt der Verlust von 75% der Insektenbiomasse die dramatische Lage. Doch es gibt auch positive Beispiele: In der Schweiz sind 19% der landwirtschaftlichen Flächen biodiversitätsfördernd – dreimal so groß wie der Bodensee.
Nachhaltige Landwirtschaft spielt eine Schlüsselrolle. Studien belegen, dass strukturreiche Agrarlandschaften die Artenvielfalt und wichtige Ökosystemleistungen wie Bestäubung und natürliche Schädlingsbekämpfung fördern. Biolandbau wirkt sich laut Thünen-Report 65 positiv auf Bodenfruchtbarkeit, Gewässerschutz und Klimaresilienz aus.
Für die Zukunft der Agrobiodiversität sind weitere Anstrengungen nötig. Empfehlungen reichen vom Kauf saisonaler Lokalprodukte bis zur Schaffung von Lebensräumen im eigenen Garten. Eine Reduzierung des Fleischkonsums und die Förderung alter Pflanzensorten können ebenfalls helfen. Nur durch gemeinsames Handeln von Landwirten, Verbrauchern und Politik kann die wertvolle Artenvielfalt in der Landwirtschaft erhalten werden.